
Gesamtziel des Projekts war die Entwicklung und Untersuchung eines innovativen Grünfassadensystems zur Förderung der Biodiversität als Teil der urbanen, grünen Infrastruktur. Dafür wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren insgesamt rund 20 bestehende Grünfassaden im Stuttgarter Raum untersucht und hinsichtlich ihrer umgebenden Stadtlandschaft, des Meso- und Mikroklimas, der Grünpflege sowie Biodiversität analysiert. Die Analyse der Daten erlaubt Rückschlüsse auf die Schlüsselfaktoren zur Förderung der Biodiversität an Grünfassaden. Das Projekt wurde von den Verbundpartnern Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) und Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPÖ) der Universität Stuttgart sowie der Helix Pflanzensysteme GmbH durchgeführt.
Aus dem Zusammenspiel von wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfahrungen der Praxis wurden zwei innovative Grünfassadensysteme zur Förderung der urbanen Biodiversität entwickelt und insgesamt ca. 140 m² mit diesem wand- bzw. troggebundenen System begrünt. Die im April 2023 fertiggestellten und am Fraunhofer-Institut für Bauphysik errichteten Grünfassaden zeichnen sich durch eine heterogene Pflanzenzusammensetzung mit wechselndem und hohem Blühvorkommen sowie durch die Integration von mineralischen und organischen Materialien als Habitatsysteme für Wildbienen aus. Außerdem wurde die Strukturvielfalt gezielt erhöht, z.B. durch unterschiedliche Wuchseigenschaften und eine divers blühende Unterbepflanzung bei den troggebundenen Systemen. Die dadurch entstehenden unterschiedlichen (mikro-)klimatischen Bedingungen innerhalb der Begrünung erhöhen die Artenvielfalt der vorkommenden Tiere und Pflanzen.
Für die langfristige Erhaltung der Pflanzenvitalität und Artenvielfalt ist ein biodiversitätssensibles Pflegekonzept unerlässlich, das ebenfalls im Zuge des Projekts für die gärtnerische Praxis erarbeitet wurde. Mit diesem Pflegekonzept sollen Lebensräume erhalten werden, die eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten unterstützen, unter anderem auch durch das Zulassen von Spontanvegetation. Neben den ästhetischen und funktionalen Aspekten, wie Sicherheit und Kosten, stehen somit insbesondere ökologische Überlegungen im Vordergrund.
Die Ergebnisse des von der Innovationsförderung des Projektträger BLE betreuten Forschungsvorhaben „BiodivFassade“ zeigen, dass innovative Fassadenbegrünungskonzepte ein Lösungsbaustein zur Gestaltung klimaresilienter und biodiversitätsfördernder Städte sein können. Durch den geringen horizontalen Platzbedarf eignen sich Vertikalbegrünungen auch zur Nachrüstung an Bestandsfassaden in Städten. Die Verknüpfung mit klassischen bodengebundenen, naturnah angelegten Grünflächen sowie mit anderen Formen der Gebäudebegrünung bietet neue, bisher kaum ausgereizte Potenziale für Stadtökologie und Stadtklima.
Weitere Erkenntnisse und vertiefende Informationen aus dem BiodivFassade-Projekt können im „Leitfaden für biodiversitätsfördernde Fassadenbegrünung“ und beim Bundesinformationszentrum Landwirtschaft nachgelesen werden.