Von den im April 2023 insgesamt 18 eingereichten Projektskizzen wurden sukzessiv fünf zukunftsweisende Verbundprojekte mit insgesamt 15 Beteiligten aus Wirtschaft und Forschung an den Start gebracht. Die Innovationen zur mobilen Schlachtung werden über die nächsten drei Jahre über das Innovationsprogramm des BMEL gefördert.
Digitale Unterstützung zur Kommunikation
Ein wesentliches Problem in der mobilen Schlachtung sind die bürokratischen Hürden und die Kommunikation zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren. Dieses Problem möchten die Projektbeteiligten des Verbundprojektes „Entwicklung einer App-Anwendung zur Verbesserung der Organisation und Kommunikation zwischen den Akteuren der mobilen Schlachtung (MoSa)“ angehen. Die App soll auf Grundlage einer ausführlichen Nutzeranforderungsanalyse entwickelt werden und den verschiedenen Beteiligten als Vermittlungsplattform beim Einsatz überregional eingesetzter mobiler Schlachteinheiten dienen.
Innovative Entblute- und Transportvorrichtung für Rinder
Ziel des Verbundprojektes „OptiFix“ ist die Neuentwicklung einer mobilen kombinierten Betäubungs-, Entblute- und Transportvorrichtung für Rinder. Die zu entwickelnde mobile Schlachteinheit wird auf Basis der Erfahrungen mit auf dem Markt bereits verfügbaren Betäubungsboxen und mobilen Schlachteinheiten tierschutzkonform optimiert. Dieser innovative und ganzheitliche Lösungsansatz vom lebenden Rind über Betäubung und Entblutung bis hin zum Weitertransport, soll die Umsetzung der teilmobilen Rinderschlachtung, insbesondere für behornte Rinder, stressfreier gestalten.
Steigerung der Akzeptanz von Pferdefleisch
Die Etablierung der teilmobilen Schlachtung von Hauspferden als Beitrag zum Tierschutz in deren letzter Lebensphase sowie die ethische Aufwertung und Nutzung wertvoller Lebensmittelressourcen ist Ziel des Projektes „PfeMo“. Dazu soll eine mobile Schlachteinheit zur teilmobilen Schlachtung von Pferden sowie ein Simulator zum Training des Bolzenschusses beim Pferd entwickelt werden. In Verbindung mit der Entwicklung eines Prozessstandards für die teilmobile Pferdeschlachtung und eines Lehrgangs zum Erwerb des Sachkundenachweises zur Schlachtung von Pferden, wird die Einführung der teilmobilen Pferdeschlachtung in die Praxis unterstützt. Begleitend dazu wird mit Hilfe von Wissenstransfermaßnahmen die Akzeptanz der Pferdeschlachtung und des Lebensmittels Pferdefleisch gefördert.
Ein Dampfreiniger zur Borstenentfernung
Grundsätzlich sollte sich ein handelsüblicher Dampfsauger, wie er zu Reinigungszwecken eingesetzt wird, zur Entfernung der Borsten eignen. Das hier zugrunde liegende Kondensbrühverfahren findet in der Industrie bereits im großen Stil Anwendung. Der Technologieansatz, die Temperatur mittels Dampf auf die Schweinehaut zu übertragen, müsste sich auch in kleinem Maßstab, also auf ein kleineres Gerät, für den Einsatz in der mobilen Schlachtung übertragen lassen. Mit diesem innovativen Ansatz beschäftigt sich das Verbundprojekt „Mobile Schweineschlachtung – Mobil umsetzbares Verfahren zur Entfernung der Borsten (Borsten_Entferner)“.
Mobile Hofschlachtung von Schweinen in vollmobiler, modularer Schlachteinheit
Das Projekt „MoHo-Schwein“ zielt auf eine dezentralisierte praxistaugliche Hofschlachtung von Schweinen ab. Hierbei wird eine vollmobile Schlachteinheit für Mastschweine erprobt, die über bisherige Direktvermarktungsmaßstäbe hinausgeht und eine Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel vorsieht. Um die tierschutzgerechte Schweineschlachtung unter hohen Hygienestandards zu ermöglichen, sollen innovative Technologien konzipiert, erprobt und optimiert werden. Durch wissenschaftliche Untersuchungen werden Stressparameter erhoben und verglichen, um mögliche Auswirkungen auf das Tierwohl zu ermitteln und zu verbessern. Auch ökonomische Aspekte werden erfasst und bewertet. Zusätzlich wird eine sozialwissenschaftliche Analyse durchgeführt, die die Verbraucherwahrnehmung und den medialen Diskurs erfasst, um geeignete Kommunikationswege zu entwickeln.
Steigerung von Prozess- und Fleischqualität, Reduktion von Verlade- und Transportstress
Das Interesse vieler Verbraucherinnen und Verbraucher an unter hohen Tierschutzbedingungen produzierten Lebensmitteln ist in den letzten Jahren gestiegen. In diesem Zusammenhang sind auch Schlachtungen im landwirtschaftlichen Herkunftsbetrieb bzw. auf der Weide vermehrt von Interesse für tierhaltende Betriebe. Die vertraute Umgebung und das Wegfallen des Transports lebender Tiere zum Schlachthof ermöglichen eine besonders tierschonende Schlachtung, die sich grundsätzlich auch positiv auf die Fleischqualität auswirkt. Aufgrund der fortschreitenden Zentralisierung der Schlachtbranche ist es für direktvermarktende Betriebe immer schwieriger geworden, einen lokalen Schlachthof zu finden. Mit der Bekanntmachung über die Förderung von Innovationen zur mobilen Schlachtung einschließlich der „Weideschlachtung“ im Herkunftsbetrieb hatte die Innovationsförderung des BMEL zur Einreichung innovativer Projektskizzen aufgerufen. Fünf Verbundvorhaben mit 15 Teilprojekten und einer Gesamtfördersumme von 2,31 Mio. € konnten gestartet werden.