
Vor der Schlachtung müssen Fische aus Aquakultur betäubt werden. Die zugelassenen Betäubungsmethoden sind bei großen Fischen allerdings nicht immer einfach durchzuführen. Die Betäubung mit Bolzenschuss vor der Schlachtung ist für Fische in Deutschland derzeit nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Im Verbundprojekt „Betäubung großer Fische durch Perkussion oder Bolzenschuss: Entwicklung von Verfahrensbeschreibungen und Evaluierung von Tierschutzaspekten (BeFiBo)“ wurde nun die Betäubung großer Fische mittels Bolzenschuss als Alternative zur zugelassenen Methode des Kopfschlags (Perkussion) untersucht.
Es zeigte sich, dass eine Bolzenschussbetäubung für große Fische bei korrekter Anwendung aus tierschutzfachlicher Sicht geeignet ist und hinsichtlich der Reproduzierbarkeit und Wirksamkeit sogar Vorteile gegenüber der Betäubung mittels Kopfschlag hat. Das Verfahren sorgt somit für mehr Sicherheit bei der Verarbeitung und verbessert gleichzeitig das Tierwohl.
Verfahrensbeschreibungen für die Betäubung von Stören, Arapaima und Welsen
In Zusammenarbeit der Tierärztlichen Hochschule Hannover, des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) und der DESIETRA GmbH wurden aus den Projektergebnissen anschauliche Verfahrensbeschreibungen für die Betäubung von Stören, Arapaima und Welsen erarbeitet und veröffentlicht. Sie sind sind auf der Webseite der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu finden.
Eine sichere Betäubung mittels Bolzenschuss ist möglich
In den durchgeführten Versuchen unter Praxisbedingungen zeigte sich, dass für den Sibirischen und den Russischen Stör sowie für Arapaima grundsätzlich eine sichere Betäubung mittels Bolzenschuss möglich war. Bei Individuen ab einem Körpergewicht von 15 kg konnte die Betäubung mit penetrierenden Bolzenschussgeräten, also mit Geräten, bei denen der Bolzen in das Gehirn des Tieres eindringt, sicher erreicht werden. Leichtere Tiere konnten auch mit nicht-penetrierenden Bolzenschussgeräten, bei dem der Bolzen nur einen Schlag auf den Kopf verursacht, sicher betäubt werden. Die Stressbelastung der Fische durch die Betäubung mittels Bolzenschuss war im Vergleich zu einer Betäubung mittels Kopfschlag nicht erhöht. Die Anwendung des Bolzenschusses führte zu massiven Schädigungen des Gehirns, was die grundsätzliche Eignung der Bolzenschussbetäubung für Störe, Arapaima sowie Afrikanische und Europäische Welse bestätigte.
Die Ansatzstelle des Bolzens bzw. Schlagstocks ist entscheidend
An Computermodellen eines Stör- und eines Welskopfes wurde die Energie ermittelt, die im Schädel durch einen Kopfschlag oder durch Bolzenschuss erreicht wurde. Der Energieeintrag war stark abhängig von der Ansatzstelle des Bolzens bzw. Schlags. Der maximale Energieeintrag wurde erreicht, wenn der Kontaktpunkt direkt über dem Gehirn lag. Insgesamt erscheint eine Betäubung von Fischen mittels Bolzenschuss im Vergleich zu einer Kopfschlagbetäubung wirksamer und reproduzierbarer.
Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass für beide Betäubungsmethoden die Lage des Gehirns bei der zu betäubenden Fischart bekannt sein muss. Daher wurde für verschiedene Störspezies, Arapaima, sowie Afrikanischen und Europäischen Welsen die Lage des Gehirns mit äußerlichen Merkmalen in Korrelation gesetzt und so die Ansatzpunkte für den Bolzenschuss anhand von außen erkennbaren anatomischen Strukturen für eine sichere Handhabung festgelegt.