
Bedarf an Torfalternativen
Im Gartenbau müssen Kultursubstrate für die Erzeugung gesunder Pflanzen hohe Anforderungen erfüllen. Torf ist ein bewährter Substratausgangstoff. Wegen der Klimaschädlichkeit der Nutzung wird intensiv nach Ersatzstoffen gesucht. Als Alternative bieten sich in großer Menge vorhandene Reststoffe wie Grüngut an. Die Qualität daraus hergestellter Komposte ist für den Einsatz im Kultursubstrat jedoch häufig nicht ausreichend. Bei torfbasierten Substraten sind Tone als natürlicher Funktions-Zuschlagstoff im Hinblick auf Nährstoffpufferung und Verbesserung der Benetzbarkeit etabliert. Für torffreie Kultursubstrate auf Basis biogener Reststoffe ist die Tonzugabe an neue Herausforderungen wie die N-Stabilität und Verbesserung des Wasserhaushaltes geknüpft.
Forschung und Entwicklung torffreier Substrate im Verbund
Das Verbundprojekt „KuReTo“ zielte auf die Entwicklung hochwertiger, torffreier, gärtnerischer Kultursubstrate unter Nutzung der Steuerfunktionen des Zuschlagstoffes Ton ab. Dabei wurde die Expertise von bodenkundlicher Forschung (Leibniz Universität Hannover), Kreislaufwirtschaft (Detlef Hegemann Umwelttechnik GmbH) und Spezialtonherstellung (Stephan Schmidt KG) zusammengeführt. Es wurde die Eignung von Tonen verschiedener petrographischer Entstehung und deren Aufwandmenge für die Zugabe zu verschiedenen Grüngutabfällen vor der Kompostierung untersucht. Die Beimengung von trockenem, vermahlenem Ton zu zerkleinertem Grünschnitt ergab einen homogenen Überzug aus Tonmineralen auf den Pflanzenbestandteilen, die bei der Kompostierung schnell mikrobiell besiedelt wurden. Die Tonhüllen blieben auch im Fertigkompost erhalten und stabilisierten die pflanzliche Biomasse gegenüber mikrobiellem Abbau – chemisch durch Bildung mineral-organischer Assoziationen und physikalisch durch Barrierewirkung der Tonmineralplättchen. Dadurch wird die N-Stabilität, auch durch eine feststellbare Erniedrigung des C/N-Verhältnisses, erhöht. Verbesserte Strukturstabilität durch Bildung mineral-organischer Assoziationen vergrößert die pflanzenverfügbare Wassermenge.
Transfer der Projektergebnisse in die Praxis
Die im Projekt vorgenommene Identifizierung geeigneter Substrattone, zugesetzter Mengen, des Zeitpunkts der Einarbeitung sowie zahlreicher Wirkungsmechanismen der Tonzugabe zu Kompost kann in der Substratbranche, wo ohnehin schon mit Ton gearbeitet wird, sehr gut zur Steigerung der Qualität genutzt werden. Wegen der festgestellten Nutzeffekte des Tonzusatzes werden die Untersuchungen mit einem kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb/Kompostierung bei verschiedenen Reifestadien von Kompost sowie einem Substrathersteller bei der Holzfaserherstellung aus Kompostholz weitergeführt.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt sind ein wertvoller Schritt auf dem Weg, dem Gartenbau torffreie Substrate in deutlich verbesserter Qualität anbieten zu können und damit einen Beitrag zur Schonung der Moore und zum Klimaschutz zu leisten.
Auf die Bedeutung des torffreien Gärtnerns macht die bundesweite Aktionswoche „Torffrei gärtnern!“ vom 28. Februar bis 9. März 2025 auf Initiative des BMEL aufmerksam. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.torffrei.info/