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Raps „Opfer-Pflanzen“ – Schädlinge täuschen und ablenken Inno-Leuchtturm

Schutz für den Raps: Ein Innovationsprojekt testete Begleitpflanzen, die Schädlinge ablenken und Bestäuber fördern sollen. Die daraus entwickelte neue Saatgutmischung ist für die nächste Anbauperiode bereits verfügbar.

Rapsfeld © Alfons Landsmann über Pixabay
© Alfons Landsmann über Pixabay

Raps ist mit seinen gelben Blüten nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern spielt – insbesondere als Produktionsgrundlage für Rapsöl und als Nahrung für Honigbienen – eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft. Doch leider ist er auch bei Schädlingen wie den Rapserdflöhen und verschiedene Rüsselkäfern sehr beliebt. Eine Forschergruppe der Fachhochschule Südwestfalen (Standort Soest) untersuchte daher zusammen mit der Firma Feldsaaten Freudenberger im Projekt „Raps-OP“, ob Schädlinge nicht auch ohne den Einsatz von Insektiziden vom Raps abgehalten werden können, damit er seiner eigentlichen Rolle nachgehen kann.

Raps bekommt Nachbarn, neue Saatgutmischung am Markt

Im Mittelpunkt des innovativen Verbundprojekts stand die Idee, sogenannte Opfer- oder Begleitpflanzen einzusetzen, die ebenfalls attraktiv für Rapsschädlinge sind. Diese Pflanzen sollen Schadinsekten anziehen oder verwirren, sodass der Raps weniger befallen wird. Die Forscherinnen und Forscher testeten zusammen mit der Feldsaaten Freudenberger hierzu neben Markstammkohl und Rübsen, die sich „opfern“ sollten, auch Leindotter, Öllein, Buchweizen, Boxhornklee und Gartenkresse. Die Pflanzen wurden in verschiedenen Kombinationen mit Raps gemischt oder in Streifen – als eine Art Fangzaun gegen anfliegende Schädlinge – zwischen den Rapsparzellen gesät. Nach Projektende wurde von Feldsaaten Freudenberger mit Pro-Green® Schädlingsprotect eine Rapsuntersaat entwickelt – sie ist bereits im Handel erhältlich und kann für die nächste Anbauperiode genutzt werden.

Feldversuche an fünf Standorten

Für die Entwicklung der Saatgutmischung und um zufällige Einflüsse wie Wetter und Standortbedingungen zu minimieren, wurden an fünf norddeutschen Standorten über drei Jahre hinweg kleine Testfelder angelegt. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: Rübsen und Leindotter konnten in einzelnen Jahren den Befall durch Rapserdflöhe reduzieren, allerdings nicht konstant. Ähnlich verhielt es sich bei der Wirkung gemischter Beisaaten auf Rüsselkäfer. Wichtig: Keine der getesteten Varianten beeinträchtigte den Rapsertrag negativ.

Und die Bestäuber?

Raps ist auch für viele Wildbienenarten eine wichtige Nahrungsquelle. Deshalb wurde weiterhin untersucht, ob sich durch die getesteten Beisaaten auch die Anzahl und Aktivität von Bestäubern auf den Versuchsparzellen erhöhen lässt. Hierzu wurden regelmäßig Videoaufnahmen vom Insektenflug ausgewertet. Einzelne Varianten, etwa mit Markstammkohl oder früh blühenden Rapssorten, zeigten leichte positive Effekte. Grundsätzlich bieten aber viele der getesteten Begleitpflanzen Nahrung für rund 80 Wildbienenarten, was das zusätzliche ökologische Potenzial des Ansatzes unterstreicht.

Wie geht es weiter?

Das Potenzial der Begleitpflanzen zur Schädlingsabwehr und Bestäuberförderung sollte weiter untersucht werden. Bei geringen Kosten ist die Methode einen Versuch in der Praxis wert. „Ein Baustein des integrierten Pflanzenschutzes ist die Beisaat allemal!“, so Prof. Haberlah-Korr (Verbundkoordinatorin von „RapsOP“).